Mechanische Luxusuhren sind heute in der Regel hochwertiger als im 20. Jahrhundert. Moderne Produktionsmethoden mit geringen Toleranzen ermöglichen präzisere Werk- und Gehäusetechniken. Außerdem verwenden in den letzten Jahren immer mehr Hersteller eigene oder exklusiv zugelieferte Uhrwerke. Durch diese entwicklerische Eigenleistung wird das Produkt ideell – und im Idealfall auch technisch – aufgewertet. Durch die vielfachen Preissteigerungen ist eine Lücke im Preisbereich bis 4000 Euro entstanden. Seit einigen Jahren reagieren die Hersteller langsam, aber vermehrt darauf und füllen besagten Preisbereich wieder mit attraktiven Modellen.
Smartwatches
Mit der Einführung der ersten Apple Watch 2015 haben sich die weltweiten Verkäufe von Smartwatches dramatisch erhöht. Laut Deloitte-Studie 2016 wurden im 4. Quartal 2014 weltweit 1,9 Millionen Smartwatches verkauft; im gleichen Zeitraum 2015 waren es schon 8,1 Millionen – verglichen mit 7,9 Millionen Uhren Schweizer Provenienz. Das Marktforschungsunternehmen Gartner sagt voraus, dass 2016 weltweit insgesamt 50 Millionen Smartwatches verkauft werden – im Vergleich zu 30 Millionen 2015 ein Anstieg um 67 Prozent (zit. n. Deloitte). Auch wenn Apple-Kritiker den Erfolg im Verhältnis zu früheren Erfolgsstorys wie der des iPhones und im Verhältnis zu den Erwartungen von Apple selbst als mäßig einschätzen, hat sie dennoch die Uhrenlandschaft gehörig durcheinandergewirbelt. Mit einem geschätzten Uhren-Umsatz von 4,5 Milliarden Franken ist Apple schon jetzt nach Rolex (geschätzt 4,9 Milliarden Franken) der zweitgrößte Uhrenhersteller der Welt.
Von den Schweizer Uhrenherstellern haben bislang nur wenige auf das Thema Smartwatch reagiert. Auf die Apple Watch gibt es bislang keine flächendeckende und schon gar keine einheitliche Reaktion. Es gibt verschiedenste Ansätze von verschiedensten Herstellern. So gibt es Connected Watches, die sich über Bluetooth oder NFC mit dem Smartphone verbinden, dies erleichtert die Einstellung oder ermöglicht das Sich-Ausweisen. Ebenfalls sind Bezahlfunktionen möglich. Hier gibt es auch im Luxusbereich Lösungen, z.B. von Breitling oder Bulgari. TAG Heuer hat bisher als einziger klassischer Schweizer Uhrenhersteller eine richtige Smartwatch entwickelt, die sich trotz ihres Preises von über 1.300 Euro gut verkauft hat: Laut Firmenchef Jean-Claude Biver hat TAG Heuer 2016 rund 50.000 Exemplare der TAG Heuer Connected verkauft; für 2017, wo eine zweite Generation lanciert wird, sieht er ein Potenzial von 150.000 Exemplaren. Uhren mit smarten Zusatzfunktionen, die in den Bereich Smartwatch zielen, gibt es auch von Swatch, Tissot und – wieder etwas hochwertiger – von Frédérique Constant und Alpina. Bei letzteren stehen Gesundheitsfunktionen im Vordergrund (Schritt- und Herzschlagzähler, Erinnern ans Aufstehen etc.).
Der Begriff „Wearable“ wird von der Uhrenindustrie (z.B. IWC) als integrierte „smarte“ Funktionen in einem Teil der Uhr, z.B. dem Armband, verstanden. So hat Montblanc einen entsprechenden Armbandzusatz entwickelt, der an den Bändern klassischer mechanischer Uhren befestigt werden kann. Wie sich der Bereich weiterentwickeln wird, ist unklar. Bislang sind die ersten Smartwatches à la Apple Watch von ihren Möglichkeiten her eingeschränkt und nicht sehr attraktiv; man kann allerdings davon ausgehen, dass die Funktionalität zunehmen wird. Sobald die Apple Watch Funktionen integriert, die sie unabkömmlich macht: Wenn sie irgendwann Schlüssel, Portemonnaie und Handy ersetzen kann, wird die Frage eher sein, ob man am anderen Handgelenk noch eine mechanische Uhr trägt.
Es gibt aber auch die Hoffnung klassischer Uhrenhersteller, dass junge Menschen, die oft gar keine Armbanduhren tragen, über die Smartwatch an das Thema Armbanduhr herangeführt werden – das Schlagwort lautet Rückeroberung des Handgelenks. Wer aber eine Smartwatch grundsätzlich nicht missen möchte, dessen Handgelenk könnte für eine mechanische Uhr auch ganz verloren gehen. Das ist der Grund für Marken wie TAG Heuer, sich in dem Bereich zu engagieren; auch, um Erfahrungen zu sammeln und ggf. schneller auf neue Entwicklungen und Trends reagieren zu können. Generell wird die Smartwatch nicht als Konkurrenz zu hochpreisigen Uhren verstanden, durchaus aber als Konkurrenz zu Uhren im unteren und unteren mittleren Preisbereich. Die Hersteller der Smartwatches ihrerseits sind bemüht, auch das Design ihrer Uhren zu verbessern. So hat Samsung den Besitzer der Schweizer Uhrenmarke Artya, Yvan Arpa, bereits mit der Gestaltung einer Smartwatch beauftragt. Die Apple Watch hat 2015 den begehrten Red Dot Design Award gewonnen. Apple bietet außerdem Smartwatches mit hochwertigen Lederarmbändern von Hermès an. Der amerikanische Markt für mechanische Uhren aus der Schweiz liegt in diesem Jahr 10 Prozent unter dem Vorjahr, obwohl die Konjunktur gut läuft. Dieser Rückgang könnte zum Teil von Smartwatches verursacht sein. Denn besonders im Preissegment zwischen 200 und 500 CHF sind meistens Smartwatches positioniert und genau in dieser Preiskategorie mussten starke Rückgänge bei den Ausfuhrzahlen von Schweizer Uhren verzeichnet werden.
Vintage-Uhren
Der Begriff „Vintage“ wird teilweise mit unterschiedlicher Bedeutung gebraucht. Eigentlich sind damit Uhren gemeint, die ein oder mehrere Jahrzehnte alt sind und auf dem Gebrauchtuhrenmarkt gekauft werden. Eine offizielle, allgemein verbindliche Definition für „Vintage“ gibt es allerdings nicht. Nicht als Vintage, sondern als „Retro“ bezeichnet man dagegen neue Modelle, deren Design sich auf Vorbilder aus früheren Jahrzehnten bezieht. Der Gebrauchtuhrenmarkt besteht vor allem aus den Kanälen Auktion (auch OnlineAuktion), Sammlerbörse, Gebrauchtuhrenhändler mit Ladengeschäft und Verkaufsplattform im Internet. Sehr gefragte, hochwertige und teure Stücke wechseln vor allem auf Auktionen den Besitzer. Beobachtet man die Preisentwicklung gerade auf Auktionen, erkennt man seit vielen Jahren vor allem zwei Marken, die in Sachen Werterhalt sehr erfolgreich sind: Patek Philippe und Rolex. Beide erzielen regelmäßig Höchstpreise mit besonders gefragten Modellen; der Werterhalt bei beiden Marken ist im Durchschnitt sehr hoch. Erfolgreich auf Auktionen, Börsen und Verkaufsplattformen im Internet sind aber auch Marken wie Audemars Piguet, Vacheron Constantin, Omega, Zenith oder Longines. In den letzten Jahren hat der Vintage-Uhren-Markt unter anderem davon profitiert, dass viele neue Luxusuhren zu immer höheren Preisen angeboten wurden. Somit stellte der Kauf einer historischen Uhr eine interessante Möglichkeit dar, eine Uhr einer bekannten Marke zu einem attraktiven Preis zu bekommen.
Lesen Sie hier das vollständige eDossier „Der Markt der Luxusuhren“ auf Watchtime.net