Bereits im Juli berichtete der Watchmarketeer über die Macht der Influencer in der Luxusuhrenbranche. Ausgehend von dem darin beschriebenen Musterbeispiel (Speedy Tuesday) des erfolgreichen Influencers, Robert-Jan Broer, baten wir ihn um ein kurzes Interview.
Um das Thema Influencer Marketing wird derzeit heiß debattiert. Der Gründer des angesehenen Uhrenblogs „Fratellowatches“, Robert-Jan Broer, hat dazu eine ganz klare Meinung: Es gibt eine deutliche Diskrepanz zwischen tatsächlichen Influencern und Menschen die Influencer Marketing betreiben. Influencer eines Produktes oder einer Marke zu sein, bedeutet viel mehr, als lediglich den generierten Followern das Produkt zu vermarkten. Es geht um Authentizität, Herzblut und die wahre, selbst erlebte Geschichte.
Watchmarketeer: Was macht das Influencer-Marketing, insbesondere in der Luxusuhrenbranche, so erfolgreich?
Broer: Influencer Marketing funktionierte für eine ganze Weile. Doch die Konsumenten werden kritischer und zynischer – was deren Einstellung gegenüber dieser Art von Marketing betrifft. Momentan funktioniert das Influencer Marketing in der Modebranche noch recht gut. Jedoch macht es die Gesetzgebung diesen Modebloggern, den sogenannten „Fashionistas“, immer schwerer, die ausgewählten Produkte weiterhin zu promoten, ohne dass diese Giveaways als Einkommen angesehen werden. Für Luxusuhren funktioniert das Influencer Marketing nicht. Es gibt aber einen Unterschied zwischen Influencer Marketing und einem Influencer. Influencer Marketing ist eine Masche. Ein Influencer ist, laut Definition, keine Masche bzw. kein Trick.
Watchmarketeer: Welche Charakteristik und welche Qualitäten braucht Ihrer Meinung nach ein erfolgreicher Influencer?
Broer: Man muss eine wirkliche, reale Story zu erzählen haben – keine fingierte. Das ist es auch, woran Influecer Marketing in den meisten Fällen scheitert und mit enttäuschenden Ergebnissen endet. Als Influencer müssen Sie ein Experte in dem sein, was Sie tun. Die Fähigkeit besitzen, Ihre Botschaft an eine große Gruppe von Menschen zu übertragen und es schaffen, ein großes Publikum in eine gewisse Richtung zu bewegen. Es braucht mehr als das Generieren (oder Kaufen) von Followern auf Instagram und das Aufdrücken von Produkten. Sie als Influencer müssen in der Lage sein, dem Publikum beweisen zu können, dass Sie aufrichtig sind und etwas über die Uhr zu sagen haben. Außerdem ist es notwendig, dem Tempo Schritt zu halten, sich in sein Publikum hinein zu versetzen und für das Produkt zu stehen. Ein Beispiel dafür: Lassen Sie Taten sprechen! Die Menschen müssen sehen, dass Sie Ihr eigenes Geld in diese eine Uhr investieren – dann glauben sie Ihnen.
Watchmarketeer: Planen Sie nach dem Erfolg der Speedy Tuesday Edition eine Zusammenarbeit mit anderen Uhrmarken? Und falls ja, welche Art der Kooperation würden Sie bevorzugen?
Broer: Nein, tue ich nicht. Es würde für uns keinen Sinn ergeben, uns beispielsweise etwas mit einer Baume & Mercier limited Edition oder sogar einer IWC limited Edition einfallen zu lassen. Das würde außerdem die „Speedy Tuesday Watch“ schwächen. Wir geben, diesen Marken gegenüber, eine neutrale Berichterstattung. Deswegen haben wir für alldiejenigen auch keine authentische Sammlergeschichte, die wir unserem Publikum über diese Uhren erzählten könnten – so wie wir sie für die Speedy Tuesday haben. Speedy Tuesday wurde eine eigene Gemeinschaft, sozusagen eine Bewegung. Wir (als Team) können eine zweistellige Anzahl an Uhren unser Eigen nennen, gekauft von unserem eigenen Geld mit mehr als 20 Jahren Erfahrung – oder noch länger. Wir wissen, worüber wir reden und wir wissen, was in der Welt der Speedmaster Sammler passiert.
Es wäre schwach und wenig überzeugend, mit einer limitierten Ausgabe einer anderen Marke aufzutreten und diese so zu präsentieren, als würden wir auch für diese einstehen. Es wäre dann einfach nur eine „andere“ limitierte Edition. Deswegen bevorzugen wir mit anderen Marken auch eine andere Art der Zusammenarbeit. Beispielsweise Sammler-Events, Showcases für unsere Leser, oder wir berichten über deren Uhren (wie wir es schon immer taten). Wenn jede Marke bereit wäre, eine limitierte Ausgabe mit dem Namen eines Magazins auf dem Gehäusebogen herauszubringen, wäre dies nicht nur lächerlich. Ebenso würde, sowohl die Marke als auch das Magazin, ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Um Glaubwürdigkeit zu erzeugen, muss eine wahre Story erzählt werden – so wie wir es mit Omega taten oder so etwas wie TAG Heuer mit deren Sammlergemeinde auf die Beine gestellt hat. Nur dann macht das Ganze auch Sinn.
Das sind vielleicht nicht die Antworten, die Sie sich erhofft haben, aber meine Meinung über dieses Thema. Influencer Marketing ist ein derzeit viel diskutiertes Thema, besonders bei den Verbrauchern. Diese haben oft einen anderen Standpunkt, als die vielen Marken und Vermarkter da draußen. Man muss den Konsumenten folgen, nicht der Marke. Der Konsument entscheidet.