Nachdem die weltweite Nachfrage nach Uhren in den letzten Jahren rückläufig gewesen ist, schätzt man die Wichtigkeit von Uhren in der jüngeren Generation nicht mehr so hoch ein. Es ist fraglich, ob Uhren als Statussymbol weiterhin ihre Gültigkeit behalten.
Im Worst-Case-Szenario könnte es zu einer Disruption kommen. Damit wird ein etabliertes Produkt durch ein neues Produkt oder Verfahren ersetzt. Für den Bereich Uhren würde das bedeuten, dass sie von neuen Technologien, wie z.B. Smartwatches, verdrängt werden und die mechanische Uhr überwiegend für Liebhaber und Sammler interessant bleibt. Denn die neuen Statussymbole für die jüngere Zielgruppe haben sich verändert und liegen mehr in den Bereichen Aktivitäten, Freizeit und Erlebnisse.
Auf der anderen Seite gibt es den Trend hin zu alten Werten, mehr Natur, mehr Entschleunigung und mehr Nachhaltigkeit. In diesem Fall kann die Reduktion auf das Wesentliche eine Chance für die analoge Uhrenwelt darstellen. Sicherlich wird es in beiden Welten Bedürfnisse geben, auf die die Uhren-Marken eingehen können. Da in der Uhrenindustrie ein Verdrängungswettbewerb deutlich wird, werden jedoch nur die Marken überleben, die entweder beide Welten beherrschen oder schnell auf die Marktveränderungen reagieren können.
Im Hinblick auf die Vertriebskanäle in der Uhrenbranche gibt es eine starke Entwicklung in Richtung Multichannel-Betrieb. Der stationäre Handel muss sich weiterentwickeln, um für die jüngeren Zielpersonen attraktiv zu bleiben. Deshalb stellt sich die Frage, wie er sich in Zukunft nach außen darstellen wird. Natürlich wird der E-Commerce eine zunehmende Rolle spielen, da sich die digitalen Möglichkeiten ständig weiterentwickeln. Mit beispielsweise Virtual Reality wird es zukünftig möglich sein, die Uhr Zuhause anzuprobieren, ohne sie physisch am Handgelenk zu haben. Genauso wird Social Media zu einem relevanten Absatzkanal werden, solange die Marke eine entsprechende Reichweite hat. Wie zuletzt das Beispiel von Omega mit dem Online-Verkauf der Speedmaster „Speedy Tuesday“ in Kooperation mit dem Uhren-Blog Fratello Watches gezeigt hat.
Quelle: U.J.S. 3/17 (Interview mit Patrick Weigert, Chefanalyst des Deutschen Uhrenportals)